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Ein Interview mit unseren Lehrlingen - zwei junge Sporttalente

Lea Mettler und Marco Giger sind nicht nur Lehrlinge bei der Innovative Sensor Technology IST AG – sie sind auch junge Sporttalente, welche neben der hohen Belastung durch den Leistungssport eine kaufmännische Ausbildung absolvieren.

Lea Mettler

Sie verbringen viele ihrer Wochenenden auf der Piste und fahren Skirennen; (Riesen-)slalom aber auch Super G und Abfahrt in der ganzen Schweiz und in den Nachbarländern. Marco und Lea waren beide 2016 Schweizer Vize-Meister im Riesenslalom, und Lea gewann beim diesjährigen Schweizer Cup die Bronzemedaille in derselben Disziplin. Derzeit gehören sie zu den Top-Skifahrern der Ostschweiz. Ihr Ziel ist es, sich für die Schweizer Nationalmannschaft zu qualifizieren. Wir haben die beiden zu ihrem Alltag zwischen Training, Wettkampf und Einstieg ins Berufsleben befragt.

Marco, du hast diesen Sommer gerade mit der Ausbildung bei uns angefangen. Warum hast du dich für diese Kombination von Sport und Lehre entschieden?

Marco: Bei mir stand vor allem im Fokus, neben dem Sport und der Schule auch eine Ausbildung abzuschliessen, also einen Job zu erlernen. In Davos am Sport-Gymnasium hat man abschliessend «nur» einen schulischen Abschluss.

Lea, du bist bereits im letzten Lehrjahr, wie bringt man Schule, Lehrbetrieb und Leistungssport unter einen Hut?

Lea: Dafür braucht es viel Organisation, zudem braucht es guten Informationsfluss zwischen Betrieb/Lehrling/Trainer, sowie Vertrauen von beiden Seiten. Ganz wichtig ist sicher auch: Lernen, Prioritäten zu setzen. Der Sport kann nicht jeden Tag 100 Prozent im Fokus stehen. Manchmal ist es auch die Schule, wofür ein Training/Rennen abgesagt wird, oder vielleicht auch mal ein privater Termin.

Die ersten zwei Jahre habt ihr ausschliesslich Schulunterricht. Wie viele Tage/Stunden pro Woche habt ihr davon Training? (Unterschied Sommer/Winter?)

Lea: Das ist sehr ausgeglichen aufs gesamte Jahr gesehen. Im Sommer ist es mit ca. 20 bis 40 Prozent aber weniger als im Winter mit etwa 50 bis 70 Prozent. Das kann sich zum Beispiel wie folgt aufteilen: im Sommer sind es pro Tag etwa 3 Std. Training (Kraft, Ausdauer, Kondition) und im Winter etwa 3-5 Tage Skifahren (Mo-So).
Marco: Ja, das ist bei mir auch ungefähr so von der Aufteilung her.

Im 3./4. Ausbildungsjahr kommt dann die berufspraktische Ausbildung. Wie ist hier die genaue Aufteilung zwischen Schule, Lehrbetrieb und Sport?

Lea: Schule findet nur noch einen halben Tag pro Woche statt. Im Schul-Fokus steht im 3. Jahr die Wirtschafts-Abschlussprüfung und im 4. Jahr die Deutsch-Abschlussprüfung sowie der betriebliche Abschluss. Ansonsten ist die Aufteilung gleich wie vorhin beschrieben.

Marco, finden im 3./4. Jahr mehr Rennen statt als im 1./2. Lehrjahr und wo finden die Rennen statt?

Marco: Das ist ausgeglichen, ich fahre pro Saison bis zu 50 Rennen, das ist aber schon eher viel. Die Rennen finden hauptsächlich in der Schweiz und in den angrenzenden Nachbarländern statt. Vom Kader aus muss man mindestens zwölf Pflichtrennen fahren.

Gibt es einen inhaltlichen Unterschied zu einer «normalen» kaufmännischen Ausbildung?

Lea: Nein, eigentlich nicht. Bei Abwesenheiten (auf Grund vom Training/Rennen) kann der Unterricht selbstständig über eine Lernplattform nachgeholt werden.
Marco: Unsere Ausbildung dauert durch die Kombination mit dem Sport insgesamt vier statt drei Jahre. ÜK (überbetriebliche Kurse) und der Abschluss sind jedoch gleich.

Marco, wie sind die (Aufnahme-)Bedingungen für eine Ausbildung wie ihr sie macht?

Marco (lacht): Ja, vor allem sportlich gut sein. Sonst braucht es noch eine Trainerbeurteilung und eine Swiss Olympic Talent Card (eine Art Ausweis). Daraufhin folgt dann eine Einladung von der Schule zu einem Bewerbungsgespräch. Anschliessend hat man auch in der Schule vier Monate Probezeit. Erst für das dritte Lehrjahr muss man sich bei einem Lehrbetrieb bewerben.

Lea, du wohnst im Obertoggenburg. Hast du dadurch kurze Wege zum Training? Und sind die Wege zur Schule und zum Lehrbetrieb aufwendig für dich? Oder nutzt du die Fahrzeiten für etwas Spezielles?

Lea (lacht): Kurze Wege ins Training habe ich leider nicht, trainiert wird mehrheitlich in Davos.
Die Wege zur Schule, Lehrbetrieb und ins Training lege ich mit dem Zug zurück, das heisst ich pendle etwa zwei bis drei Stunden pro Tag. Die Option war das Internat in Davos und das wollte ich nicht. Es braucht natürlich alles viel Planung, auch für das Privatleben – Treffen mit Freunden, Familie etc.

Welche persönlichen Eigenschaften braucht es aus eurer Sicht für so eine anspruchsvolle Kombination von Ausbildung und Sport?

Lea: Es ist ganz wichtig ein Ziel vor Augen haben! Dies hält die Motivation aufrecht dran zu bleiben, aufzustehen, jeden Tag zu trainieren, die langen Fahrzeiten auf sich zu nehmen. Man muss auch kleine Erfolge feiern und dadurch neue Motivation schöpfen. Eigendisziplin und Flexibilität sind auch sehr wichtig. Natürlich auch Freunde, die Verständnis für unseren Alltag haben. Denn diese sieht man oft nur selten und muss manchmal kurzfristig absagen.
Marco: Ja ganz klar braucht man eine hohe Belastbarkeit. Und man sollte selbstkritisch sich selbst gegenüber sein können.

Wie weit könnt ihr vorausplanen bzw. wie gut könnt ihr jeweils die nächsten Wochen/Monate bzgl. Aufteilung Sport und Arbeit planen?

Lea: Im Sommer gibt es einen groben Plan mit Trainingslagern. Im Winter gibt es dann normalerweise immer sonntags einen Trainings-Wochenplan für die nächste Woche.
Marco: Das ist eine grosse Herausforderung. Im Sommer ist es mehrheitlich Kraft-/Ausdauertraining, dies kann man gut selber bestimmen. Im Winter entscheidet jedoch auch oft Petrus was ansteht; Training, zum Rennen oder doch spontan ins Büro… somit kann es auch mal sein das man 2 Wochen lang nicht im Büro ist.

Gibt es aus eurer Sicht besondere Herausforderungen, welchen sich der Lehrbetrieb aufgrund eurer sportlichen Aktivität stellen muss?

Lea: Das ist wieder einmal die Flexibilität, d.h. offen sein für kurzfristige Verschiebungen, vor allem weil wir einen Outdoorsport betreiben (bei Hallensportarten läuft es sehr viel regelmässiger ab). Dafür bin ich sehr dankbar, mit der IST AG einen so tollen Betrieb gefunden zu haben.
Marco: Ja das bin ich auch. Auf die Unterstützung und das Verständnis können wir jederzeit zählen und das ist einfach klasse. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Betrieb ein solches Interesse am Sport hat.